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Performance im Schaufenster eines Fahrradgeschäfts

Moderne Nomaden auf der Suche nach Heimat

 Moderne Nomaden auf der Suche nach Heimat
Foto: Harald Sippel
Foto: Sippel
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Wer wohnt eigentlich hinter der Tür nebenan? Was bewegt die Frau gegenüber? «Obwohl man sich räumlich so nah ist, weiß man oft nicht, was der Nachbar tut«, sagt Choreografin Barbara Meyer, deren Performance «Nomadhome – Wilde Verwandte« diese Woche in und vor einem Schaufenster des Fahrradladens «Velo« zu sehen ist.

Um modernes Nomadentum, um eine von Migration geprägte Gesellschaft und um das Thema «Heimat« rankt sich das 45-minütige Spektakel, das in Kooperation mit dem Nürnberger Theater Thevo entstanden ist.

Die Schauspieler Alexandra Bauer und Klaus Maier von Thevo sowie die Tänzerin Stephanie Scheubeck springen zwischen verschiedenen Welten hin und her und ändern immer wieder ihre Identitäten. Gelegentlich treffen sie aufeinander, sorgen sich um den anderen oder nehmen sich am Ende sogar die Luft zum Atmen.

So abgeschlossen, wie Menschen mitunter leben, sind auch die Szenen. «Es gibt keinen chronologische Handlungsablauf«, erklärt Barbara Meyer, die im vergangenen Jahr ihr Diplom an der Salzburg Experimental Academy of Dance gemacht hat. Ganz subjektiv haben sich die 28-jährige Choreografin und die drei Darsteller ihren Themen genähert. «Mir geht es weniger um eine technisch perfekte Tanzdarbietung. Ich möchte den Akteuren Freiraum für eigene Interpretationen lassen«, sagt Barbara Meyer.

Schauspieler Klaus Maier setzt das Gefühl von Heimat und Geborgenheit zum Beispiel mit der Fürsorge für ein «Katzerl« um. Ein nahezu babylonisches Sprachwirrwarr herrscht, wenn alle drei Akteure fremde Sprachen sprechen und mit Bewegungen Lebensläufe hinter der Schaufensterscheibe darstellen. Manche Szenen sind abstrakt, und der Inhalt erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Fesselnd sind die kurzen Stücke auf jeden Fall. Von den Zuschauerrängen, die auf dem Gehweg vor dem Laden aufgebaut sind, erschließt sich dem Publikum ein ganz neuer Blick auf ihre «Heimat«. «Ich wollte eine urbane Realität, die die Leute täglich sehen, zum Spielort machen. Mich reizt ein Ort, an dem man einfach mal vorbeikommt und der auf den ersten Blick nicht so schön ist«, erklärt Barbara Meyer.

Auch für die Schauspieler vom Theater Thevo ist der Ausflug in ein Schaufenster eine Premiere – aber ein sehr reizvoller, wie Klaus Maier betont: «Wir sind ein Theater, das rausgeht, und wir experimentieren gerne mit neuen Theaterformen", so der 48-jährige Schauspieler und Produzent.

«Nomadhome – Wilde Verwandte« wird am Freitag, 3. und Samstag, 4. Oktober, jeweils um 20 Uhr bei Velo Radsport, Köhnstraße 38, aufgeführt. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro. Kartenreservierungen per E-Mail: info@thevo.net.




Clara Grau
1.10.2008
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